16. März 2006
The Producers
Gute Güte, was haben wir gelacht! Mal mehr über seine „Spaceballs“, dann wieder weniger über die „Helden in Strumpfhosen“. Obskur und abstrus war’s eigentlich immer. Und wir dürfen wieder lachen; über hintergründigen Humor, erbarmungslosen Nonsens, A Lot Of Bad Taste, tollen Tanz und meisterhafte Musik. Denn Mel Brooks bringt einen der meistgelobten Broadwayhits ins Kino: „The Producers“, das auf seinem 68er-Erstlingswerk „Frühling für Hitler“ basierende Musical.
Der abgehalfterte Theaterproduzent Max Bialystock (Nathan Lane) und sein neurotischer Buchhalter Leo Bloom (Matthew Broderick) hecken darin gemeinsam den einmal mehr scheinbar perfekten Plan aus, ein Vermögen zu unterschlagen. Und zwar mit dem todsicheren Flop in Form einer Bühnenkatastrophe epochalen Formats. Dazu schrauben sie das Budget für ihre nächste Produktion in utopische Höhen und da ob des Misserfolges keine der ebenso finanzkräftigen wie liebestollen Witwen erwartet, ihr investiertes Geld wiederzusehen, wollen die Produzenten jene Differenz anschließend in die eigene Tasche stecken.
Was dem gerissenen Duo jetzt noch fehlt, ist das schlechteste, geschmackloseste Stück aller Zeiten. Das glauben sie im „New Neonazi-Musical“ „Springtime For Hitler“ gefunden zu haben, erdacht vom kranken Geist des Exil-Rechtsnationalen Franz Liebkind (Will Ferrell, der mit hartem, deutsch-amerikanischem Slang einen famosen Part abliefert!).
Auf geht’s Adolf, hoch das Bein!
Ein überkandidelter Regisseur (Gary Beach) vom anderen Ufer kann dem Ensemble nicht schaden und für die weibliche Hauptrolle engagiere man noch eine schwedische Sexbombe mit Namen Ulla (Uma Thurman), die mit ihrem Mund wohl ziemlich vieles vollbringen kann, aber ganz sicher keine englische Vokabel. Doch wer das Unheil derart herbeisehnt, bekommt vom Schicksal eine gewatscht: Entgegen aller Erwartung wird die Produktion — na klar — ein Riesenhit.
Und obwohl zumindest klassische Musicals im Kino — von Ausnahmeerscheinungen wie „Moulin Rouge“ oder „Chicago“ einmal andächtig abgesehen — ungeachtet ihrer Klasse selten wirklich funktionieren, und die „Producers“ obendrein mit dem Manko vergleichsweise weniger Kopien an den Deutschlandstart gehen, müssten dank dieser völlig überzogenen Mischung aus Show und Slapstick Fiktion und Realität eigentlich schon bald sehr nah beieinander liegen. Aber bleiben wir realistisch. Verdient hätte es dieses bittersüß-derbe Gesamtkunstwerk auf jeden Fall.
Ja darf man denn heuer sogar das Dritte Reich durch den Kakao ziehen? Diese pikierte Frage kontern wir elegant: Wenn ein jüdischer Regisseur wie Mel Brooks das komisch findet, dürfen wir es guten Gewissens auch tun. Also, auf geht’s Adolf, hoch das Bein! Gute Güte, was haben wir gelacht! Nun also wieder einmal mehr.